Copal
Duftendes Harz der Götter – Bedeutung, Wirkung und Anwendung von Copalen
Inhaltsverzeichnis
Was ist Copal?
Allgemeine Informationen
Copal zählt zu den halbfossilen, natürlichen Harzen und weist im Vergleich zu Frischharzen eine größere Härte auf. Unter Copal wird heute ein Sammelbegriff für unterschiedliche gelbe, goldene bis bernsteinfarbige Harze verstanden. Ursprünglich bezeichnete man als Copal das Harz, welches bei den Hochkulturen der Mayas und Azteken verwendet wurde. Dieses stammt von den Arten „protium copal“, einem immergrünen Laubbaum, sowie „protium crassipetalium“ und gedeiht in Mittel- und Südamerika (Guatemala bzw. Südmexiko). Häufig lassen diese Bäume an den alten Ruinen der Mayas finden, wo sie in früheren Zeiten aufgrund des hohen Bedarfs angebaut wurden. Außer diesem echten Copalbaum, den die Indianer „tepecopalquauitl“ nannten, gibt es eine Vielzahl an Copal-Harzen (u.a. Breuzinho), die von den Balsam-Bäumen der Gattung Burseracea (hierzu zählen auch die Boswellia-Bäume) stammen. Diese wachsen in Indien, Kongo, Madagaskar, Manila, Mosambik, Sansibar und Westafrika. In Südamerika sind die Bursera-Arten auch als „Copal de Puebla“ bekannt. Ebenfalls dient die australische bzw. neuseeländische Kaurifichte (agathis australis) als Copal-Lieferant. Bei den präkolumbianischen Kulturen wurde traditionell zwischen weißen, goldenen sowie schwarzen Copal (siehe auch „Götterweihrauch“) unterschieden, wobei die genaue botanische Stammpflanze des goldenen und schwarzen Copal bis heute nicht eindeutig geklärt ist.
Arten von Copal
Es gibt drei verschiedene Arten des echten Copalbaumes, der in Mesoamerika gedeiht:
- goldener (bernsteinfarbener) Copal → copal oro (Harz von protium icicariba, hymenaea courbaril, hymenaea oblongifolia var. palustris, bursera fagaroides, protium grandifolium): Diese Sorte verströmt einen warmen und harzigen Rauch. Diese Copal-Art findet sich besonders in Süd- und Mittelamerika (Amazonasbecken und Kolumbien). Die Mayas räucherten diese Sorte frühmorgens beim Sonnenaufgang zu Ehren der Sonne.
- schwarzer Copal (auch Nacht-Copal, Saumerio) → copal negro (Harz des protium copal, bursera microphylla, bursera graveolens, protium klugii, dacryodes peruviana): Diese Art hat einen balsamischen und würzigen Rauch. Die indianischen Völker Mittel- und Südamerikas gaben ihren Verstorbenen den schwarzen Copal als Nahrung für die Reise ins Jenseits mit ins Grab und räucherten traditionell für die Verstorbenen mit ihm. Besonders im heutigen Mexiko findet sich diese Art.
- weißer (transparenter) Copal → copal blanco (Harz von protium copal, bursera bipinnata, protium crassipetalum): Diese Art verbreitet einen feinen, leicht zitronigen, weihrauchähnlichen Duft. Das Harz kommt hauptsächlich in Mexiko vor.
Neben diesen drei wichtigsten Copalharzen gibt es eine Reihe weiterer Arten bzw. Lieferanten von Copal-Harz:
- Angola Copal (guibourtia demeusei) →
- Breuzinho (protium heptaphyllum) → Eine Copalart die im brasilianischen Regenwald vorkommt.
- Manila Copal (agathis dammara, agathis alba) → Dieses Harz wird von der philippinischen Kaurifichte oder Dammartanne gewonnen.
- Dammar-Copal (shorea wiesneri) → Hierbei handelt es sich um das Harz des Dammarbaumes, die in Indonesien wächst.
- Jatoba (hymenea courbaril) → Dieser Baum gedeiht ebenfalls in Brasilien. Aufgrund seiner Ähnlichkeit zu Weihrauch ist das Jatoba-Harz in Lateinamerika als Kirchenweihrauch zugelassen.
- Kauri-Copal, auch Kauri-Harz genannt (agathis australis) → Dieses Harz stammt von der Kaurifichte, die in Australien und Neuseeland beheimatet ist.
- Saumerio (dacryodes peruviana) → Eine weit verbreitete Copalart in Peru ist Saumerio , was von „saumar“ kommt und sich mit „räuchern“ übersetzen lässt.
- Sansibar-Copal, Ostafrikanischer Copal, Mosambik-Copal und Madagaskar-Copal (hymenaea verrucosa) → Diese Baumart ist in einigen Ländern Ostafrikas beheimatet.
- Ocote, Pom (pinus oocarpa, pinus chiapensis) → Diese Copalart stammt von unterschiedlichen Koniferen.
- Copalier-Bäume in Afrika (copaifera guibourthiana) → Diese Harze stammen von den Copalierbäumen, die u.a. in Akrakopal, Sierra-Leone, Benin, Kamerun, Kongo, Angola und Benguela gedeihen. Am Bekanntesten ist von diesen Sorten der Kongo-Copal, ein gelbes bis leicht bräunliches Harz von brüchiger und klarer Konsistenz. Dieses gehört zum Cramantee-Baum und ist dem Kolophonium ähnlich, da es lange haltbar ist und sich noch oft im Waldboden finden ist, obwohl der Mutterbaum schon nicht mehr existiert.
- Ostindischer Copal (canarium bengalese)
- Westafrikanischer Copal (daniellia oliveri) → Diese Sorte ist in West- und Zentralafrika beheimatet.
Einen guten Überblick zu den bekannten Copalarten bietet übrigens das Buch „Räucherstoffe aus aller Welt. Merkmale, Anwendung, Wirkung“* .
Copal räuchern – Bedeutung als Räucherwerk
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▸ Räucherduft
Das Räucherharz Copal verströmt beim Verbrennen einen feinen, frischen und leicht zitronigen Geruch, der mit einer balsamischen Note versehen ist. Während des Verräucherns sondert Copal einen starken, weißen Rauch ab. Nach dem Verbrennen bleibt ein feiner Staub und keine klebrige Harzmasse zurück, was als Kennzeichen für die Qualität des Harzes gilt. Zudem ist auch die Größe der Harzstücke ein Qualitätsmerkmal (je größer desto besser). Ebenfalls eignet sich auch die Rinde der Copalbäume als Räuchermittel. So werden besonders von der Copalart bursera jorrulens (auch Copalrinde genannt) die sogenannten „Mirra Chips“ gewonnen. Diese verbreiten beim Verbrennen einen holzig-harzigen Wohlgeruch.
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▸ Wirkung
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▸ Räuchermischungen
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▸ Traditionelle Verwendung
Copal verbreitet beim Verräuchern eine entspannende und beruhigende Wirkung. Ebenfalls soll Copal auch dabei helfen die Wahrnehmung der Seele für das Göttliche zu schärfen. Der Rauch schafft zudem eine geeignete Atmosphäre für Gebet und Meditation.
Das Harz lässt sich sowohl allein als auch in Mischungen hervorragend verräuchern.
Bei den Hochkulturen Mittel- und Südamerikas (Azteken, Mayas, Inkas etc.) kam dem Harz eine enorme Bedeutung zu. So verräucherten diese Völker das Harz nicht nur täglich mehrmals in ihren Opferritualen an die Götter, sondern verwendeten das Harz auch als Heilmittel bei unterschiedlichen Erkrankungen. Noch heute verwenden die Schamanen der indianischen Stämme Copal für das Ritual der Zukunftsschau sowie zur Reinigung. Ebenfalls wird das Harz in der mexikanischen Volksmedizin als Schutz gegen Hexerei verräuchert. In Mittel- und Südamerika hat Copal deshalb auch heute noch die gleiche Bedeutung wie Weihrauch und findet häufig in kirchlichen Zeremonien sowie bei indianischen Einweihungs- und Segnungsritualen Anwendung. Copal galt den Mayas als göttliches Geschenk, was ihre heiligen Schriften belegen, und in ihrem Sonnenkult den Göttern geopfert. Sobald sie das Harz auf den Altar gelegt hatten, durfte dieses nur noch mit bestimmten Holzwerkzeugen berührt werden. Das Harz wurde der Legende nach von der Erdgottheit aus dem Baum des Lebens gepresst und anschließend überbrachten drei unterschiedliche Jaguare den Menschen drei verschiedene Copalsorten in den Farben weiß, gold und schwarz. Dabei stand der Jaguar in der Symbolik der Mayas für die Kraft der Sonne.
Das Verbrennen von Räucherstoffen wie diesem gehört seit langer Zeit zum festen Brauchtum der Menschheit. Dabei dienen Räucherungen nicht nur zur Verbreitung wohlriechender bzw. charakteristischer Düfte, sondern sie werden auch für naturmedizinische, rituelle, spirituelle oder magische Zwecke durchgeführt.
Medizinische Verwendung
Von Hochkulturen Lateinamerikas wurde Copal zur Behandlung von unterschiedlichen Krankheiten verwendet u.a. bei Asthma, Durchfall, Erkältungen, Impotenz oder Zahnschmerzen. Außerdem wurde Copal (in Pulverform) in Verbindung mit Öl auch als Antiseptikum zur Wundbehandlung eingesetzt.
Weitere Verwendungsmöglichkeiten
Außer der Verwendung als Räucherwerk sowie als Heilmittel wurde und wird Copal auch noch für andere Zwecke verwendet:
- als Rohstoff in der Produktion von Lacken (z.B. für Instrumenten- und Bootslacke) und Firnissen
- als Brennstoff
- der Rauch zur Abwehr von Insekten
- als Zahnpflegemittel
- zur Herstellung der Farben für Tätowierungen bei den Maori
- als Färbemittel bei den Mayas, um Maya-Blau aus Indigo und Palygorskit herzustellen
- teilweise wurde Copal auch zur Schmuckherstellung verwendet
- als Grundmasse für die Einbettung von Organismen
Quellen:
- Fischer-Rizzi, Susanne: Botschaft an den Himmel. Anwendung, Wirkung und Geschichten von duftendem Räucherwerk; München 1996, S. 208-210.
- Fuchs, Christine: Räuchern – im Rhythmus des Jahreskreises. Die Kraft der Natur durch achtsam gestaltete Räucherrituale im Jahreslauf erfahren; Stuttgart 2015, S. 132f.
- Huber, Franz X.J./ Schmidt, Anja: Weihrauch, Styrax, Sandelholz. Das Erlebnisbuch des Räucherwerks; Bern – München – Wien 1999, S. 235f.
- Johann, Kevin: Gold der Bäume – Harze, Gummis und Balsame als Heilmittel und Räucherstoffe; Engerwitzdorf/Mittertreffling (Österreich) 2020, S. 68ff.
- Kinkele, Thomas: Räucherstoffe und Räucherrituale. Kraftvolle Rituale mit duftenden Pflanzenbotschaften. Das Handbuch für die Räucherpraxis; Aitrang ²2003, S. 85ff., 128.
- Rätsch, Christian: Räucherstoffe. Der Atem des Drachen; Aarau (Schweiz) 2009, S. 62-65.
- Rätsch, Christian: Weihrauch und Copal. Räucherharze und -hölzer. Ethnobotanik, Rituale und Rezepturen; Baden und München 2004, S. 27ff.
- Wollner, Fred: Räucherwerk und Rituale. Die vergessene Kunst des Räucherns; Waltenhofen/Hegge 1992, S. 58.