Palo Santo – Heiliges Holz
Erhabener Duft der Indios …
Inhaltsverzeichnis
Was ist Palo Santo?
Verschiedene Bäume als Palo-Santo-Lieferanten
Von u.a. folgenden Pflanzen wird das Holz als Palo Santo verwendet:
- Bursera graveolens: Dieser immergrüne, strauchartige Baum verfügt mit seiner knorrig-kleinen sowie verästelten Form über gewisse Ähnlichkeiten zum Weihrauchbaum. Er gedeiht in den tropischen Trockenwäldern (sind keine Regenwälder!). In Südamerika wird Palo Santo zumeist mit dieser Art identifiziert.
- Bursera microphylla: Aus dieser Art wird sowohl das Holz sowie das Harz des Baumes (Copal) gewonnen, die beide traditionell zum Räuchern eingesetzt werden.
- Guajak (guajacum officinale, guajacum sanctum)
- Massoia (cryptocaria massoia)
- Bulnesia arborea
Weil die Baumarten, von denen Palo Santo gewonnen wird, mittlerweile vom Aussterben bedroht sind, stehen sie unter Naturschutz. Dennoch können aktuell noch Palo-Santo-Produkte auf dem Markt käuflich erworben werden, jedoch ist der Abbau des Holzes streng reglementiert. Das im Handel vertriebene Holz bzw. Holz des Baumes stammt häufig von Plantagen.
Kulturelle Bedeutung
Nach alter peruanischer Überlieferung meiden böse Geister den kraftvollen positiven Duft von Palo Santo, wohingegen sich die guten Geister von seinem Geruch angezogen fühlen. Die Verwendung von Palo Santo bei den Indios reicht dabei bereits auf eine tausendjährige Tradition zurück. Schon die Inkas nutzten die Pflanze zur Heilung von Krankheiten und für Rituale, um mit den Göttern Kontakt aufzunehmen. Seinen Namen hat der Baum vermutlich spanischen Mönchen zu verdanken, die ihn aufgrund seiner heilenden Wirkung „heiliges Holz“ bzw. „heiliger Stock“ tauften.
Das Holz, Rinde, Harz bzw. Öl, welches vom Baum gewonnen wird erreicht seinen höchsten Duft- und Wirkungsgrad erst, wenn der Baum bereits abgestorben ist (ähnlich wie das Adlerholz) und einige Zeit geruht hat. Von der indigenen Bevölkerung wird zudem nur das abgefallene Holz gesammelt, weil der Baum auch als Lebewesen angesehen wird. Die Palo-Santo-Bäume erreichen in der Regel ein Alter von 40 und 50 Jahren. Wenn die Bäume dann abgestorben sind, wird das Holz nach einer 2 bis 4 jährigen Ruhezeit aufgesammelt, da es erst jetzt das typisch-intensive Aroma entwickelt hat und einen deutlich höheren Anteil an ätherischen Ölen (das Holz enthält ca. 100 verschiedene ätherische Öle) aufweist als im lebenden Zustand. Ebenfalls wird das Harz erst geerntet, wenn die mindestens 4 Jahre alt sind, damit es seinem charakteristischen Duft ausbilden kann. Das Holz des Baumes wird nicht nur zum Räuchern, sondern auch als Brennholz, Bauholz sowie für Schnitzereien verwendet.
Palo Santo – Nutzung als Räucherwerk
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▸ Räucherduft
Der Duft von Palo Santo ist sehr komplex: Holz und Harz verströmen beim Verbrennen ein frisches, samtig-balsamisches Aroma mit einer leichten Note von Kokos, Zimt und Weihrauch.
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▸ Wirkung
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▸ Räuchermischungen
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▸ Traditionelle Verwendung
Palo Santo wirkt beim Verräuchern stimulierend und euphorisierend auf den menschlichen Geist und sorgt besonders in stressigen Zeiten für eine beruhigende Atmosphäre. Ebenfalls fördert es Kreativität und regt die Sinne an. Der Rauch ist zudem eine gute Hilfe für die Vertiefung bei Gebet und Meditation. Ebenfalls hat die Pflanze eine reinigende Wirkung (hilft gegen negative Energien). Das Einatmen des Rauches vom Holz des Balsambaumes soll zudem starke psychoaktive Wirkungen hervorrufen.
In Räuchermischungen lässt sich Palo Santo hervorragend mit anderen Räucherstoffen wie u.a. Copal, Opoponax, Myrrhe oder Sandelholz verräuchern.
Bei den Urweinwohnern Südamerikas (besonders in Peru), den Indios, benutzen die Schamanen Palo Santo seit alten Zeiten zum Räuchern (traditionell auf glühenden Kohlen), da dem Holz große magische Kräfte zugesprochen werden. So verwenden sie es in ihren Ritualen als Schutz vor Übelkeit, Unglück, Zauberei, bösen Geistern und negative Energien sowie zur Einstimmung in Heilungszeremonien (ähnlich zum nordamerikanischen Sweetgrass).
Außerdem soll der Rauch eine reinigende Wirkung auf den Körper haben, besonders nach unreinen Kontakten (z.B. mit bösen Personen oder Leichen).
Das Verbrennen von Räucherstoffen wie diesem gehört seit langer Zeit zum festen Brauchtum der Menschheit. Dabei dienen Räucherungen nicht nur zur Verbreitung wohlriechender bzw. charakteristischer Düfte, sondern sie werden auch für naturmedizinische, rituelle, spirituelle oder magische Zwecke durchgeführt.
Wie benutzt man Palo Santo?
Um das beliebte Räucherholz zu benutzen, sollten einige Kleinigkeiten beachtet werden. In der folgenden Anleitung lernst Du Palo Santo richtig zu räuchern:
▸ Benötigtes Zubehör
Palo Santo richtig verbrennen – Benötigtes Zubehör
Folgende Utenstilien werden für eine Palo-Santo-Räucherung benötigt:
- Palo Santo Holz (je nach Räuchermethode große oder kleine Holzstücke bzw. Späne), Harz (nur Methode 2)
- feuerfeste Unterlage
- Feuerzeug oder Streichhölzer
- (Räucherschale, Räucherstövchen und Räucherkohle für Methode 2)
▸ Schritt-für-Schritt-Anleitung
Wie verbrenne ich Palo Santo? Wir beschreiben Dir Schritt für Schritt, wie Du Palo Santo verwenden kannst. Und so wird’s gemacht:
- Nimm ein größeres Stück Palo-Santo-Holz in die Hand und entzünde es an einer Spitze mit einem Feuerzeug oder Hand-Butan-Gasbrenner.
- Lasse das Holz nun für etwa 10-15 Sekunden lang brennen, bis die Glut zu sehen ist und blase nun die Flamme vorsichtig aus (nach indianischer Tradition wird das Holz ausgeschüttelt, weil das Auspusten die guten Geister vertreiben soll).
- Das Holz sollte nun glimmen und beginnen seinen wohltuenden leicht süßlichen Duft zu verströmen. Jetzt kannst Du mit dem glimmenden Holz durch Herumgehen und Wedeln die Wohnräume ausräuchern.
» Methode 2: Das Holz (ebenso das Harz) lässt in zerkleinerter Form (Holzspäne) auch hervorragend entweder auf glühender Holzkohle in einer Räucherschale oder auf einem Räucherstövchen mit Teelicht verräuchern.
▸ Anleitung als Video
Die Schritt-für-Schritt-Anleitung zum Räuchern von Palo Santo Holz als Film:
Anwendung als Heilmittel
Palo Santo wird bei den Indios seit alter Zeit als Allheilmittel benutzt, denn es bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten. So lässt sich die Pflanze neben ihrem aromatischen Duft auch bei diversen Krankheiten aufgrund ihrer antibakteriellen und antiviralen Wirkung einsetzen wie z.B. Asthma, Bauchschmerzen, Blasenproblemen, Bronchitis, grippalen Infekten (als Schleimlöser (Expectorans)), Muskelschmerzen, Rheuma oder Verdauungsstörungen einsetzen. Die Volksmedizin Kolumbiens kennt die Pflanze auch als Analgetikum (entzündungshemmendes Mittel), Aphrodisiakum, Diuretikum (harntreibendes Mittel), Insektizid sowie als Mittel zur rituellen Reinigung. Das Holz wird hierzu entweder gekocht oder verbrannt, um so dessen Duft zu freizusetzen. Zudem wird dort mit dem Aufguss der Rinde die Ruhr behandelt. Auch in Peru wird das Holz zur Heilung von Krankheiten sowie zur Reinigung der Luft angewandt. Darüber hinaus wird Palo Santo in Form von Öl oder Essenzen aufgetragen bzw. als Tee eingenommen.
Ebenfalls wird Palo Santo in Südamerika für Waschungen als Badezusatz verwendet, um sich von negativen Energien freizumachen. Dazu wird ein Stück des Holzes in eine Tasse gegeben, mit kochendem Wasser übergossen und anschließend ins Badewasser gegeben. Das Abwaschen geschieht dann in Verbindung mit dem Abreiben des Holzes am ganzen Körper.
Weitere Verwendungsmöglichkeiten
Die Pflanze bietet neben ihrer Nutzung als Räucherwerk und Heilmittel noch weitere Anwendungsmöglichkeiten:
▸ Palo Santo Öl
Vom Holz wird auch das Palo Santo Öl (Bursera Graveolens Holzöl) verwendet, das in der Regel aus dem abgestorbenem Holz gewonnen wird, welches ein Mindestalter von drei Jahren erreicht haben sollte. Das Öl erfreut sich in der Kosmetik aufgrund seines feinen frischen Duftes (hoher Anteil an Limonen) einer regen Verwendung. So lässt es sich u.a. als natürliches Deodorant oder als Zusatz für andere Kosmetikprodukte (Seifen, Schaumbäder, Cremes etc.) einsetzen. Darüber hinaus verfügt das Öl über antibakterielle und antivirale Eigenschaften, weshalb es auch zu Heilzwecken genutzt wird.
▸ Holzkunst & Schmuck
Es gibt außerdem eine Vielzahl von Palo-Santo-Produkten, die aus dem edlen Holz mittels Handarbeit hergestellt wurden wie u.a. Haarkämme, Musikinstrumente, Holzboxen, Pfeifen, Schmuck, Uhren oder sogar Weinfässer.
Weiterführende Beiträge
Mehr Informationen rund um indianisches Räucherwerk finden sich in den folgenden Beiträgen:
Quellen:
- Fuchs, Christine: Räuchern – im Rhythmus des Jahreskreises. Die Kraft der Natur durch achtsam gestaltete Räucherrituale im Jahreslauf erfahren; Stuttgart 2015, S. 152.
- Huber, Georg: Palo Santo – der heilige Heiler, URL: http://jeomra.de/themenwelten/palo-santo-der-heilige-heiler/ (Stand: 12.01.2017)
- Kinkele, Thomas: Räucherstoffe und Räucherrituale. Kraftvolle Rituale mit duftenden Pflanzenbotschaften. Das Handbuch für die Räucherpraxis; Aitrang ²2003, S. 137.
- Rätsch, Christian: Weihrauch und Copal. Räucherharze und -hölzer. Ethnobotanik, Rituale und Rezepturen; Baden und München 2004, S. 54f.